Wie in unserem ersten Blogbeitrag dargelegt, ist die Implementierung von Öko- und Klimabilanzen mit einer Reihe von wichtigen Schritten verbunden, die im Vorfeld der Arbeiten gut geplant und vorbereitet sein sollten. Auf diese vorbereitenden Schritte möchten wir in diesem Beitrag eingehen und aufzeigen, worauf es dabei ankommt.

Dabei zeigen wir in Teil 1 zunächst die methodisch-basierten Aspekte auf, mit denen sich ein Unternehmen auseinandersetzen sollte. Teil 2 setzt darauf auf und geht auf die projekt-spezifischen Vorbereitungen ein.
Der methodenbasierte Weg zur Software
Wenn es um größere Investitionen geht, die eine oder meistens gleich mehrere hohe Erwartungshaltungen erfüllen sollen oder gar müssen, ist eine solide Vorbereitung unabdingbar.
Dieser Beitrag zeigt auf, wie Unternehmen sich im Vorfeld zu einer konkreten Implementierung von normenbasierten Methoden und entsprechenden Instrumenten vorbereiten können, um gezielt die für ihre Situation passende Lösung zu finden.
Verständnis schaffen und Bedarf analysieren
Um was geht es eigentlich bei der Klima- und Ökobilanzierung?
Bevor ein Unternehmen mit der Erstellung von Öko- und Klimabilanzen beginnt, ist es wichtig, deren Einsatzzweck und Bedeutung zu verstehen. In der Regel stehen gesetzliche Bestimmungen und Kundenanforderungen im Vordergrund. Weiterhin sollten Unternehmen ein Bewusstsein über das Potenzial von ökologischen Bilanzen entwickeln. Ein wesentlicher Leitgedanke entwickelt sich daraus, die Bedeutung der Messbarkeit von Umweltwirkungen im Status Quo und darüber hinaus von (potenziellen) Reduktionsmaßnahmen zu erkennen. Dieses Verständnis zu formulieren kann dabei helfen, wichtige Chancen zu erkennen, die mit der Einführung der Bilanzierungsmethoden einhergehen. Dies ist ebenso wichtig wie die Risiken zu erkennen, die durch die Vermeidung von aussagekräftigen Bilanzen entstehen. Hat man sich grundsätzlich mit dem Sinn und Zweck der Bilanzierungsmethoden beschäftigt, gelingt es, Erwartungen für das eigene Unternehmen zu formulieren.
Ziele definieren und priorisieren
Was genau möchte das Unternehmen erreichen?
Generell ist darauf zu achten, dass die ökologische Optimierung des Unternehmens und seiner Produkte einer Strategie folgen und mit wirtschaftlichen Einsparungen einhergehen.
Unternehmen sollten daher klare Ziele und Prioritäten für den Einsatz der Bilanzierungsinstrumente und deren Ergebniswerte festlegen. Das Ziel können Auswertungen zur Erreichung von Zielwerten zu CO2-Emissionen, zur Energieeffizienz oder zu Recyclingmengen für Standorte und Produkte sein. Darauf basierend kann die Verwendung sowohl im allgemeinen (CSRD-konformen) Reporting oder im gezielten Monitoring von Maßnahmen und deren Beitrag zur Zielerreichung liegen. Das kann bspw. der Ausweis konkreter CO2-Reduktionen und den hiermit verbundenen Wirtschaftlichkeitsaspekten sein. Existiert eine Risikoanalyse zu Umweltaspekten, ist zu prüfen, ob Ergebnisse aus der Bilanzierung einen Beitrag zur Bewertung einzelner Positionen leisten können.
Weiterhin sollten die Interessen von Stakeholdern in angemessenem Maße berücksichtigt werden. Als Instrument hierfür hat sich in der Praxis die Wesentlichkeits- bzw. Materialitätsanalyse etabliert. Im Rahmen der CSRD-Pflicht fordert der Gesetzgeber die Analyse von Nachhaltigkeitsaspekten auf Basis der doppelten Wesentlichkeit. Dies umfasst die Analyse der Nachhaltigkeitsaspekte, die auf das Unternehmen einwirken als wie auch diejenigen, die vom Unternehmen ausgehen und sich auf die Außenwelt auswirken.
Abschließend sind die eigenen Ziele mit denen der Europäischen Union (Green Deal) sowie internationalen Zielen (SDGs) abzugleichen. Dies ist v.a. dann unerlässlich, wenn Unternehmen die Daten für die externe Kommunikation, bspw. im Rahmen eines Nachhaltigkeitsberichts, nutzen.
Methodik bestimmen
Mit welcher Methodik lassen sich die Ziele realisieren?
So liegt der (politische) Fokus aktuell auf dem Thema Klimawandel. Zu bedenken ist jedoch, dass sich der Fokus aufgrund weitreichender ökologischer Probleme auch auf weitere Indikatoren ausweiten kann und wird. Aktuell sieht die EU Taxonomie bereits viele weitere Faktoren zur Bewertung vor. Diese Faktoren, wie Primärenergie und Wasserverbrauch, werden bereits heute von der CSRD-Richtlinie aufgriffen und werden fließen sukzessive in die künftigen ESRS-Berichtsformate ein.
Analog zu den steigenden politischen Anforderungen steigen ebenfalls die Anforderungen der Kunden an den Informationsgehalt zur ökologischen Nachhaltigkeit von Unternehmen und deren Produkten. So ist zu prüfen, ob ein Carbon Footprint alle heutigen und künftigen Kundenanforderungen abdecken kann. Insbesondere Unternehmen, die Teil einer Lieferkette sind, sollten ihre Entscheidung zur Methodik danach richten, welche Informationen ihre Kunden einfordern.
Umfang definieren
Was genau bilanzieren?
Unternehmen sollten im Rahmen einer Systemeinführung den Umfang nicht zu komplex und umfangreich gestalten. Bereits in dieser frühen Phase sollte man untersuchen, welche Standorte und Produkte sich besonders gut für ein Pilotprojekt eignen. In der Regel wählt man hierfür einen Standort aus, der eine gute Datenbasis vorweist und der das Unternehmen in dessen Kerngeschäft repräsentiert. Im Falle einer Ökobilanz ist analog dazu ein Produkt oder eine Produktgruppe auszuwählen.
Gleiches gilt für die Bilanzierungsgrenzen. Eine Klimabilanz ist in Scopes und deren Unterkategorien, eine Produktbilanz in Lebenswegabschnitte unterteilt. Hier ist ebenfalls darauf zu achten, dass Komplexität und Umfang der Analyse nicht zu weit gefasst sind.
Software auswählen
Was genau ist bei der Software-Auswahl zu beachten?
Aktuell existieren am Markt insbesondere im Bereich der Klimabilanzierung viele Softwarehersteller, die eine eigenständige Lösung anbieten.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Klimabilanzierung nur eine Teildisziplin der Ökobilanzierung ist. D.h. aus einer Ökobilanz lässt sich problemlos ein Carbon Footprint berechnen. Aus einer Klimabilanz lässt sich aber keine Ökobilanz ableiten. D.h., auch wenn man sich für den methodischen Einstieg auf den Carbon Footprint fokussiert, so sollte man sich überlegen, wann weitere Indikatoren auszuwerten sind und hiermit einhergehend ein Software- bzw. Systemwechsel bevorsteht.
Fairer Weise ist an dieser Stelle zu sagen, dass eine Software für die Ökobilanzierung wesentlich komplexer in Struktur und Anwendung als Software für die reine Klimabilanzierung ist. Hier muss jedes Unternehmen individuell entscheiden, inwiefern es Software ausprobieren und auf diese Weise eigene Erfahrungen sammeln möchte.
Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass bei der Auswahl einer Software darauf zu achten ist, dass diese an eine homogene und international anerkannte Datenbank angebunden ist. Dies ist wichtig, um Inkonsistenzen innerhalb der Auswertungen zu vermeiden und im Zeitverlauf qualitativ hochwertige und stabile Ergebnisse zu erzeugen.
Fazit
Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Im Projektmanagement kennt ziemlich jedes Unternehmen gut aus. Doch wie sieht es mit den methodenbasierten Fragestellungen hinter den Bilanzierungsansätzen aus?
In diesem Beitrag haben wir bewusst auf die methodische Vorbereitung abgezielt. Hierzu gehört eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem tatsächlichen Bedarf des Unternehmens und seiner Stakeholder – auch vor dem Hintergrund der doppelten Wesentlichkeit, die derzeit stark an Bedeutung gewinnt! Dies legt den Grundstein für die Auswahl einer adäquaten Methodik und einer Software, die diese Methodik bestmöglich unterstützt. Dabei sollten Optionen für den Ausbau des Umfangs und der Methodik bestehen. Die Datenbank hinter der Software ist hier der Schlüssel, um auf Dauer konsistente und miteinander vergleichbare Ergebnisse zu erzielen.
Wenn im Rahmen der bisher beschriebenen Vorbereitungen die nötigen Kenntnisse und Erfahrungswerte fehlen, sollte ein Unternehmen auf externes Know-how zurückgreifen. Auf Basis einer sorgfältig ausgewählten Software in Übereinstimmung der unternehmensindividuellen Gegebenheiten lässt sich im weiteren Verlauf die projekt-spezifische Planung aufsetzen. Auf diese gehen wir in Teil 2 ein.
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